5118km zum Glück

5118 km zum Glück

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Prolog

„Bella, das ist komplett bescheuert! Du kennst diesen Typen doch nicht mal richtig!“
„Natürlich kenne ich ihn! Wir schreiben uns täglich – und das seit vier Monaten!“ Mit vorgeschobener Unterlippe schmiss ich meinen ramponierten Rucksack auf das Bett und fing an wahllos Kleidungsstücke hineinzustopfen. Was fiel Rose und Alice eigentlich ein mir Vorwürfe zu machen? Ich war volljährig und konnte tun und lassen was ich wollte, und sei es hunderte Kilometer in eine fremde Stadt zu fahren, nur um einen Mann zu treffen, den ich noch nie in meinem Leben getroffen hatte.

„Du kennst ihn eben nicht! Was ist, wenn er ein fetter, alter, kahlköpfiger und was weiß ich noch alles, Mann ist? Wenn er es sich zum Hobby gemacht hat sich an naiven Mädchen zu vergreifen, die dumm genug sind um ihm in die Falle zu gehen? Was machst du dann?“ Rose wurde immer hysterischer.
Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. „Ist er nicht, er hat mir ein Foto von sich geschickt.“
„Als wäre das eine Erklärung!“ Wütend schnappte sie sich meinen Rucksack und funkelte mich an. „Jeder Schwachkopf kann sich bei Google ein nettes Bild heraussuchen und es verwenden um Frauen aufzureißen.“
„Gib wieder her!", zischte ich und krallte mir das Gepäckstück. Na toll, jetzt war auch noch die Hälfte wieder herausgefallen... „Wisst ihr was? Anstatt mir hier eine Rede zu halten, könntet ihr mir lieber mal helfen.“

„Auf gar keinen Fall!“ , schaltete sich nun auch Alice ein, was mich sehr verwunderte. Normalerweise war sie die Ruhige von uns dreien. Diejenige, die jede ihrer Handlungen vorher immer gut bedachte. Umso mehr überraschte es mich nun, dass sie richtig aufgebracht schien. „Wir werden dir nie und nimmer bei dieser waghalsigen Sache auch noch helfen! Verdammt nochmal, wir wissen, dass James dir sehr wehgetan hat, aber das ist noch lange kein Grund Hals über Kopf in eine andere Stadt zu fahren um einem wildfremden Mann seine Liebe zu gestehen.“
Augenblicklich fühlte ich wie das Blut aus meinem Gesicht wich. „Lasst James aus der Sache heraus. Er hat damit überhaupt nichts zu tun.“ Ohne ein weiteres Wort griff ich mir mein Handy, das auf dem Nachttisch lag und stopfte es mir in die Hosentasche.

„Ach, Süße. Es ist völlig natürlich aufgebracht zu reagieren, wenn man seinen Freund mit einer anderen im Bett erwischt, aber bitte mach jetzt nichts Unüberlegtes. Wir könnten doch mal wieder einen netten Mädelsabend veranstalten. Na, wie wäre das? Ich bin sicher du würdest James in Null-Komma-Nichts vergessen haben.“ Mitfühlend wollte Rose mir einen Arm um die Schulter legen, doch ich stieß sie leicht weg.

„Nein, ich will keinen Mädelsabend! Ich will zu Jake und zwar sofort. Entweder ihr helft mir oder ihr seid doch nicht so gute Freundinnen wie ich gedacht habe.“ Kaum waren die Worte auch meinem Mund bereute ich sie auch schon wieder. Seufzend ließ ich mich auf das Bett sinken und die Schultern hängen. „Tut mir Leid, das meinte ich nicht so, aber ihr müsst verstehen, dass Jacob mir wirklich viel bedeutet. Seit vier Monaten schreiben wir uns nun beinahe täglich und er ist einfach anders als die anderen Jungen von hier. Er ist nett, witzig und er bringt mich zum Lachen, wenn ich mal traurig bin. Nicht, das ihr das nicht auch tut, aber wenn wir ehrlich sind, seid ihr auch nicht immer da. Und das verstehe ich, ihr wollt auch Zeit mit Emmett und Jasper verbringen, aber manchmal wünsche ich mir auch so jemanden an meiner Seite. Versteht ihr das?“
Rose und Alice warfen sich einen schnellen Blick zu, ehe sie an meine Seite eilten und mich fest an sich drückten. „Natürlich verstehen wir das! Aber bist du sicher, dass das der richtige Weg ist um so jemanden zu finden?“
Wortlos nickte ich und erwiderte ihre Umarmung.

Als wir uns nach einiger Zeit wieder voneinander lösten, blickte mich Alice mit tränenverhangenen Augen an. „Wenn es dir wirklich so ernst ist mit Jacob, dann werden wir dir helfen. Aber unter einer Bedingung.“
Ich nickte eifrig, ich würde alles machen, damit sie mir halfen.
„Du fährst mit Edward.“
Von einer Sekunde auf die andere war das Lächeln aus meinem Gesicht gewischt. Wie bitte? Das konnte sie mir doch nicht antun! „Was? Du spinnst doch. Ich werde ganz sicher nicht zusammen mit deinem Bruder nach Cambridge fahren!“
„Ohne Widerrede! Er fährt sowieso übermorgen nach Harvard zurück, also kannst du ebenso gut mit ihm mitfahren.“ , erwiderte Alice stur und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Das ist doch eine Spitzenidee! Wenn Edward das gleiche Ziel hat wie du brauchst du wenigsten kein Geld für einen Flug auftreiben, oder noch schlimmer, per Anhalter fahren!“ Rose schüttelte sich bei dem Gedanken daran in ein fremdes Auto zu steigen.

„Aber er will bestimmt nicht die nervige kleine Freundin seiner Schwester als Beifahrerin haben. Außerdem hab ich schon ein wenig gespart.“
„Ach ja, und wie viel genau?“ Rose musterte mich mit Adleraugen.
Verdammt, wieso musste sie auch nachfragen? „Na ja, so um die 100 Dollar oder so.“ , nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
„100 Dollar? Damit kommst du aber nicht sehr weit. Also ist es abgemacht, ich werde Edward gleich anrufen und ihn fragen.“ Schadenfroh grinsen marschierte Alice aus dem Zimmer und ließ mich mit Rose alleine zurück.
Tja, es gab immer noch eine kleine Chance, dass er nein sagen würde...