Samstag, 25. Juni 2011

Kapitel 5 von "Take me anywhere but here..."

Where the fuck is Edward? 

Erschrocken fuhr ich herum als ich James wütende Stimme aus dem Wohnzimmer ertönen hörte. Mit erhobener Hand zeigte er auf Edward, der wie ein Häufchen Elend in der Mitte der Tanzfläche, die mittlerweile geräumt worden war. Alle anderen Partygäste hatten sich am Rand versammelt und beobachteten das Schauspiel ebenso geschockt wie ich es tat. Was war da nur passiert? Eine Stimme in mir bestätigte, was ich vorhin schon geahnt hatte. James hatte doch etwas geplant und nun würde ich herausfinden müssen was dieser Plan beinhaltete.
Ohne zu zögern drängte ich mich an einigen Assistenzärzten vorbei, die sich ebenfalls auf der Dachterrasse befanden und stürmte in das Apartment.
James hatte mittlerweile spöttisch sein Gesicht verzogen, während er drohend mit dem Handy in seiner Hand winkte. „Die Bullen werden dich einbuchten, so wie es sich gehört und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du für lange, lange Zeit kein Tageslicht mehr zu sehen bekommst!“ Die Tasten seines Handys piepten als er eine Nummer eintippte.
Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte ich, nachdem ich bei Edward angekommen war. Jetzt, da ich so dicht bei ihm stand, konnte ich die Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen. Alle Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden und sein Atem ging schnell und flach. Um ihn zu beruhigen legte ich ihm eine Hand auf den Arm, der ungewöhnlich angespannt war.
James schien das jedoch nicht zu stören, denn er zeigte mit dem Zeigefinger anklagend auf Edward. „500€ sind aus einer der Schubladen meines Schreibtisches verschwunden und da er der Einzige ist, der sich in meinem Arbeitszimmer aufgehalten hat, erübrigt sich wohl die Frage nach dem Täter! Man sehe sich nur einmal seine billige Kleidung an! Die Krawatte stammt vermutlich aus dem letzten Jahrhundert!“ Als sein Blick auf meine Hand fiel, die immer noch auf Edwards Arm lag, erweichte er überraschenderweise seinen Blick. „Nun. Mein Vater hat genügend Geld, daher wird es nicht auf 500€ ankommen. Ich werde aus diesem Grund nicht die Polizei rufen, aus überaus großer Güte.“
Normalerweise gehörte ich nicht zu den Personen, die soziale Taten nicht anerkannten, doch bei James konnte ich darüber nur lachen. War er tatsächlich der Meinung Edward hätte ihn auf seiner eigenen Party beklaut? Es mag ja sein, dass seine Klamotten nicht auf dem neuesten Stand waren, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht so über ihn zu urteilen! „Wie kommst du darauf das Edward das war. Es hätte jeder in diesem Raum sein können!“, warf ich ein und ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Nun gut, es war nicht fair, den schwarzen Peter an einen anderen weiterzureichen, aber das was ich sagte konnte doch stimmen. „Es hätte sich nur jemand in dein Arbeitszimmer schleichen und es durchsuchen zu brauchen.“
Willst du uns jetzt etwa als Diebe darstellen?“ Eine empörte Stimme ließ mich aufhorchen. Einer der Assistenzärzte aus der Kardiologie hatte sich nach vorne gedrängt und wartete nun gespannt auf meine Erklärung. Sein Name war Tyler, soweit es mir bekannt war.
Kopfschüttelnd entfuhr mir ein Schnauben. „Nein, ganz sicher nicht. Aber wenn ich mich nicht irre, passiert hier gerade dasselbe mit Edward.“
Wer sagt uns denn, dass er das Geld nicht tatsächlich genommen hat? Immerhin ist das, was James sagt, wahr! Seht euch doch nur mal seine Kleidung an!“, schleuderte Tyler mir entgegen ließ seinen Blick abschätzig über Edwards Körper gleiten, ehe er bestätigt den Mund verzog. „Wie gesagt, er hätte es von uns allen am Nötigsten.“
Das war doch unfassbar! Wie konnte jemand so etwas über einen Kollegen sagen, wenn dieser ihn noch nicht einmal richtig kannte? Gerade als ich etwas darauf erwidern wollte, riss Edward sich los und stürmte aus der Wohnung, während ich ihm fassungslos hinterherschaute. Warum verteidigte er sich denn nicht?
Da die anderen Assistenzärzte ihm ebenfalls irritiert mit den Augen folgten, sich jedoch nicht von der Stelle rührte, beschloss ich Edward zu folgen. Am Ende tat er sich noch etwas an!
Ihr solltet alle mal ganz genau überlegen was ihr gerade getan habt!“ Mit diesen Worten schlüpfte ich aus meinen High Heels, die meine Füße enorm eingeschnürt hatten und drückte sie Alice in die Arme, die noch versuchte meinen Arm zu fassen. So konnte ich wenigstens anständig laufen.
Mittlerweile war es kalt geworden und ich fröstelte, während ich mich orientierungslos vor James Haustüre umschaute. Ich musste einen merkwürdigen Anblick abgeben als ich nur mit einem kurzen Kleid bekleidet vor dem Rockefeller Center stand, doch das war mir in dieser Situation vollkommen egal. Mir war nur wichtig Edward zu finden und ihn zur Rede zu stellen, denn auch wenn ich von seiner Unschuld überzeugt war, verstand ich es nicht, dass er einfach so abgehauen war. Wieso, zum Teufel, hatte er sich denn nicht verteidigt?
Planlos entschied ich mich dazu die etwas weniger belebte Richtung einzuschlagen. Wenn ich aufgewühlt war, wäre es mir jedenfalls wichtig alleine zu sein und nicht unter hunderten von Menschen. Mir war durchaus bewusst, dass dies in New York City gefährlich sein konnte, doch so sehr ich mich auch bemühte, Edward blieb verschwunden. Nachdem ich einige hundert Meter auf dem kühlen Asphalt gelaufen war, blieb ich stehen und gab die Suche auf. Wenn er nicht gefunden werden wollte, dann konnte ich dagegen auch nichts tun.
So schlenderte ich also deprimiert zur nächsten U-Bahn und erfreute mich an der Tatsache, dass mich keiner wegen meiner fehlenden Schuhe ansprach. Erst jetzt kamen mir wieder meine Flip Flops in den Sinn, die ich in der Handtasche verstaut hatte. Erleichtert kramte ich sie heraus und zog sie mir über, während ich mir gedanklich auf die Schulter klopfte. Ich wusste doch, dass sie mir nützlich sein würden.
Ich saß nun also inmitten von New York in einer U-Bahn, ohne richtige Schuhe in einem Abendkleid. Es wunderte mich, dass ich nicht die Aufmerksamkeit der anderen Leute auf mich zog, doch in New York City war das wohl Alltag. Daher machte ich mir darüber keine weiteren Gedanken, sondern versuchte etwas Ruhe zu finden indem ich meinen Kopf erschöpft gegen die Fensterscheibe lehnte. Es war ein langer Tag gewesen und ich hatte keine Ahnung was am nächsten Tag auf mich zukommen würde. Wäre ich zuhause gewesen, hätte mir mein Vater mit Sicherheit einen Vortrag über Verantwortungsbewusstsein gehalten, doch da ich mich tausende Kilometer von ihm entfernt befand, gab es niemanden, der das übernehmen konnte.
Erleichtert seufzte ich auf, als ich endlich meine Wohnung betreten konnte und mich die wohlige Wärme empfing. Nachdem ich meine Sachen abgelegt hatte, eilte ich zum Sofa, das neben der Heizung stand und kuschelte mich in die Decke, die darauf bereit lag. Auf der Stelle sprang auch Batman auf die Couch und legte sich miauend neben mich. Manchmal dachte ich, dass er genau wusste, wann es mir schlecht ging, denn seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wissend vor sich hin.
Auf dich kann ich mich verlassen, nicht wahr?“, murmelte ich schläfrig und drückte ihm einen sanften Kuss auf seinen haarigen Kopf. „Wieso können nicht alle Menschen sein wie du?“

Der nächste Morgen begann so wie der ganze letzte Tag verlaufen war – mies. Zuerst ging während ich duschte der Warmwasser-Vorrat zu Ende, dann leerte ich mir den heißen Kaffee über die nagelneue Jeans und als wäre ich damit nicht genug gestraft worden, hatte ich auch noch verschlafen, weil mein Wecker im Schlafzimmer stand und nicht im Wohnzimmer wo ich die Nacht über geschlafen hatte, sodass ich den ganzen Weg über bis zum Krankenhaus laufen musste. Wie um meine Stimmung zu bekräftigen, schüttete es wie aus Eimern und ich musste durch den Regen hasten. Obwohl ich mir meine Kapuze über den Kopf gezogen hatte, war die Nässe bis zu meinen Knochen vorgedrungen und trieb mir vor Kälte den Schauer über den Rücken.
Erst in der Eingangshalle angekommen erlaubte ich mir die Hände aus meinen Taschen zu nehmen, um sie wärmend aneinanderzureiben.
Doch egal wie kalt mir auch war, viel lieber wollte ich wissen ob Edward bereits hier war, denn ich musste dringend mit ihm bereden was am Vortag passiert war. Wieso war er weggelaufen? Ihm musste doch bewusst sein, dass er damit die Gerüchte nur anheizen würde. Hatte er etwa tatsächlich das Geld gestohlen? Welchen Grund hätte er sonst gehabt um die Wohnung von James schnellstmöglich zu verlassen?
Schnell verwarf ich diesen Gedanken. Edward war doch kein Dieb! Das konnte nicht sein, dazu war er viel zu gutmütig. Eine leise Stimme in meinem Kopf flüsterte mir jedoch zu, dass ich ihn viel zu wenig kannte um ihn einschätzen zu können. So sehr ich mir es auch versuchte einzureden, ich kannte ihn nicht.
Auf dem Weg zu den Umkleideräumen schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf. Was würde ich zu ihm sagen, wenn ich ihm gleich gegenüber stehen würde? Und noch viel schlimmer, was würden die anderen Assistenzärzte sagen? Gestern hatte der Großteil ja kein gutes Haar an ihm gelassen. Ich konnte in diesem Moment nur hoffen, dass die Nacht ihnen geholfen hatte den Diebstahl etwas klarer zu sehen. Schließlich konnte man niemanden ohne Beweise beschuldigen.
Erwartungsvoll hielt ich den Atem an, als ich die Tür zu den Umkleideräumen aufstieß, nur um ihn gleich darauf wieder enttäuscht abzulassen. Edward war nicht gekommen. In seinem Fach lag seine Krankenhauskleidung fein säuberlich gestapelt. Und auch die Tasche, die er in den letzten Tagen immer hineingequetscht hatte, war nicht zu sehen. Da ich selber zu spät dran war, erübrigte sich auch die Frage danach, ob er vielleicht mit etwas Verspätung kommen würde.
Bella, endlich!“ Eine Stimme hinter meinem Rücken ließ mich umfahren. Alice und Rose hatten sich vor mir aufgebaut und funkelten mich anklagend an. „Wo hast du gesteckt? Du bist gestern einfach verschwunden ohne ein Wort zu sagen. Weißt du welche Sorgen wir uns gemacht haben? New York ist kein sehr sicheres Plätzchen, falls du das noch nicht wusstest, vor allem in der Nacht für eine junge Frau!“
Um sie nicht noch weiter zu provozieren, nickte ich verstehend und umarmte jeden für einen kurzen Moment. „Ja, ich weiß. Das hätte ich nicht tun sollen. Aber ich war besorgt um Edward, den ich übrigens auch nicht gefunden habe. Wisst ihr vielleicht wo er steckt?“ Obwohl ich die Antwort bereits kannte, steckte in mir immer noch ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung, dass er möglicherweise nur vergessen hatte sich umzuziehen.
Nein, er ist nicht aufgetaucht. Wir haben eigentlich gedacht, dass du bei ihm bist, da du so spät dran warst.“, erwiderte Rose und nahm mich beim Arm. Schließlich hatten wir immer noch Dienst und wer hier zu spät kam, der durfte die Drecksarbeit erledigen, wie man so schön sagte. So eilten wir also den Flur entlang, ehe wir schlitternd vor einer Traube von Menschen zu stehen kamen, die eindeutig auf dem Weg zur Visite waren. Alice hatte sich währenddessen verabschiedet und war zu ihrer Gruppe geeilt. Dabei notierte ich mir in Gedanken, sie unbedingt nach dem süßen Typen am Vortag zu befragen. Ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen.
Miss Swan, Miss Hale. Wie schön, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit beehren. Gibt es einen Grund für ihre Verspätung?“, wurden wir von Dr. McCarty begrüßt.
Bevor ich überhaupt Luft holen konnte, hatte Rose mich bereits am Arm gezwickt um mir ein Zeichen zu geben, still zu sein. „Natürlich gibt es den. Wie sie gut und deutlich sehen können sind wir Frauen. Und wie sie als Arzt wissen sollten, kommt es bei Personen vom weiblichem Geschlecht einmal im Monat zu Blutungen. Diese nennt man umgangssprachlich auch „die Tage“. Nun, das ist heute bei uns eingetreten, wollen sie nachschauen?“, fragte sie mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht, so als hätte sie gerade über das Wetter geredet.
Wenn die Situation nicht endlos peinlich gewesen wäre, hätte ich vielleicht darüber lachen können. So jedoch, verschluckte ich beinahe meine Zunge bei dem Versuch Rose davon abzuhalten noch mehr preiszugeben. Diese schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
Ebenso geschockt wie ich, reagierte Dr. McCarty. Seinen Mund hielt er nur mit Mühe und Not geschlossen und das nervöse Zucken seiner Augen ließ vermuten, dass er mit so einer schlagfertigen Antwort nicht gerechnet hatte. Anscheinen war er es gewöhnt der Einzige zu sein, der etwas zu sagen hatte. Nun, in Rose hatte er eine würdige Konkurrentin gefunden, die in diesem Moment übrigens fragend eine Augenbraue hob. „Reicht ihnen diese Erklärung?“
Sicher... Machen wir weiter!“ Mit einem letzten überraschten Blick auf Rose wandte er sich um und steuerte auf den ersten Patienten zu.
Das war toll. Ich will es gleich noch einmal probieren!“ Rose klatschte freudig erregt in die Hände. „Ich mag es Männer sprachlos zu machen. Das gibt mir immer so einen Kick!“ Bei ihren Worte verdrehte ich belustigt die Augen. Doch so war Rose nun einmal. Es wunderte mich, dass Emmett noch keinen Ring am Finger stecken hatte, so wie sie in ihn verschossen war. Nun, das war nur noch eine Frage der Zeit.
Hast du eigentlich schon einmal mit ihm gesprochen? Also außerhalb des Krankenhauses? Immerhin ist er Oberarzt und darf keinerlei sexuelle Beziehung zu seinen Assistenzärzten aufbauen.“, stellte ich in den Raum.
Schulterzuckend klemmte sie sich ihre Krankenakte unter den Arm. „Nein, habe ich noch nicht, aber ich habe bereits einen Plan. Dieser beinhaltet drei Schritte. Erstens: Wir haben ein Date. Zweitens: Er verliebt sich in mich. Und drittens: Wir heiraten. So einfach ist das.“ Wenn sie nicht gelacht hätte, hätte man annehmen können sie meine das ernst. So, vertraute ich darauf, dass sie wusste was sie tat und hakte mich bei ihr ein.
Erleichtert atmete ich auf, als die Visite begann. Bis zu meiner Patienten würde es noch eine ganze Weile dauern, sodass ich gut meinen Gedanken hinterherhängen konnte. Immer noch quälten mich die Sorgen um Edward. Wo steckte er bloß? Wollte er jetzt etwa seine Karriere wegen eines dummen Missverständnisses in den Wind schießen? Das konnte und wollte ich einfach nicht zulassen, denn auch wenn ich ihn erst seit Kurzem kannte, war ich mir sehr wohl bewusst, dass mir etwas an ihm lag. Rein freundschaftlich natürlich. Aber über allen Sorgen über seinen Aufenthaltsort, hoffte ich, dass er nichts mit dem Diebstahl zu tun hatte.

Wenn ich gehofft hatte, dass Edward in den nächsten Tagen auftauchen würde, wurde ich enttäuscht. Er blieb weiterhin verschwunden. James und den anderen, die ihn beschuldigt hatten, ging ich so gut es nur ging aus dem Weg, auch wenn sich dieses Vorhaben in einem Krankenhaus als nicht sonderlich einfach erwies. Immer wieder lief ich einem von ihnen über den Weg und wurde von höhnischen Bemerkungen begleitet. Da ich schon des Öfteren mit solchen Vollidioten konfrontiert worden war, versuchte ich sie zu ignorieren. Irgendwann würden sie von selbst aufhören.
Viel besorgniserregender war jedoch, dass mittlerweile auch Dr. McCarty Edwards Fehlen aufgefallen war. Aus diesem Grund hatte er mich auch nach einer Visite beiseite genommen und mich nach ihm befragt. Da er bei seiner Bewerbung keine Telefonnummer angegeben hatte, konnte ihn der Oberarzt auch nicht telefonisch erreichen. Edward blieb wie vom Erdboden verschluckt. Es war, als hätte er niemals seine Assistenzarztzeit in diesem Krankenhaus begonnen.

Ungefähr eine Woche nach seinem Verschwinden hatten sich die Gemüter der anderen Assistenzärzte beruhigt. Ich konnte inzwischen an ihnen vorbeigehen ohne von fiesen Bemerkungen begrüßt zu werden. Die Sorge um meinen Kollegen bleibt jedoch unverändert.
Bella, ich möchte dir eine neue Patientin zuweisen. Du meisterst die Aufgabe Mrs. Conelly zu pflegen mit Bravour, daher denke ich, dass du auch einer weiteren Patientin gewachsen bist.“, eröffnete mir Dr. McCarty als ich eines Morgens das Krankenhaus betrat. „Ich erwarte, dass du dich ebenso gut um sie kümmerst wie um Mrs. Conelly.“ Ohne ein weiteres Wort drückte er mir die Krankenakte in die Arme und verschwand.
Nachdem ich mir einen Moment genommen hatte um das eben Erlebte zu verdauen, entschied ich, dass es ein Grund zur Freude war und machte mich sogleich auf den Weg zu meiner neuen Patientin. Ich betete, dass sie ebenso nett war wie Mrs. Conelly, mit welcher ich mich mittlerweile angefreundet hatte. Sie war auch ein fester Stützpunkt für mich, wenn es um die Sorgen um Edward ging. Inzwischen war sie ebenso gut informiert darüber was ihm Krankenhaus so vor sich ging, als mancher Oberarzt.
Neugierig lugte ich auf das Krankenblatt. Elizabeth Masen. Hmmm... irgendwie kam mir der Name bekannt vor, doch ich kam einfach nicht darauf, woher.

Dienstag, 21. Juni 2011

Bilder zum Kapitel 4 von "Take me anywhere but here..."

 

Kapitel 4 von "Take me anywhere but here..."

Come on, Barbie, let`s go Party!

Eine schwere Last schien mir von den Schultern genommen zu werde, als ich am nächsten Abend nach einer anstrengenden Schicht die Tür zu meinem Apartment aufschloss. Zum ersten Mal seit ich Assistenzärztin im Brookdale Medical Center war, wurde ich mit dem Tod konfrontiert. Der Patient, der Emily Young aus der Kardiologie zugeteilt worden war, starb heute, kurz vor seiner Operation. Es war nie einfach mit dem Tod fertigzuwerden, obwohl ich genau wusste, dass er ein Teil meines Berufes war. Man konnte ihn vielleicht hinauszögern, doch früher oder später würde er jeden von uns holen.
Besonders heftig war, dass Emily einige Minuten zuvor noch seine Werte überprüft und mit ihm gesprochen hatte. Als Dr. Carlisle Cullen dann gerufen wurde, war es bereits zu spät – der Patient war tot.
Es war mir natürlich bewusst, dass das jedem von uns hätte passieren können. Trotzdem war es nicht leicht mit anzusehen, wie Emily kurz darauf in der Frauentoilette zusammengebrochen war. Die Aufregung war in diesem Moment einfach zu viel für sie gewesen. Erst nachdem man ihr eine Beruhigungsspritze verabreicht hatte, trockneten ihre Tränen und Dr. Cullen schickte sie nachhause. Ob sie morgen oder überhaupt wieder ins Krankenhaus kommen würde, war ungewiss. Wie man uns an unserem ersten Tag hier gesagt hatte: „Ich möchte sie alle darauf hinweisen, dass ihre Zeit hier als Assistenzärzte keine leichte sein wird. Hier können Fehler Menschenleben bedeuten.“
Ich war mir sicher, dass Emily keinen Fehler gemacht hatte. Dennoch fühlte sie sich verantwortlich für den Tod ihres Patienten, was ich nur zu gut nachvollziehen konnte. Wer konnte mir versichern, dass ich mich morgen nicht genau in derselben Situation befinden würde?

Sobald Emily von ihrem Freund abgeholt worden war, machte ich mich auf den Weg zu Mrs. Conelly. Es war mir ein dringendes Bedürfnis gewesen mich noch einmal davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Diese hatte meine Unsicherheit selbstverständlich sofort bemerkt und mich wieder aufgebaut, indem sie mir von ihrer Familie erzählte. Zwar konnte ich immer noch nicht so richtig fassen, dass sie mich nach meinem Sexleben ausgefragt hatte, aber sie war mir bereits jetzt ans Herz gewachsen. Ich freute mich unglaublich für sie, als sie erwähnte, dass ihr Enkel von Chicago nach New York kommen würde, nur um sie zu besuchen.
Seufzend ließ ich mich auf meine ramponierte Couch fallen und schloss die Augen. Eigentlich war ich heute überhaupt nicht in Partystimmung, doch ich hatte Alice hoch und heilig versprochen sie auf die Willkommensfeier zu begleiten. Daher blieb mir nichts Anderes übrig, als mich ins Bad zu schleppen und unter die Dusche zu hüpfen. Mein Kater Batman verfolgte mich dabei auf Schritt und Tritt. Höchstwahrscheinlich hatte er Hunger, doch auf sein Essen würde er noch ein paar Minuten warten müssen. Mit einem kritischen Blick auf seinen dicken Bauch, versicherte ich mir, dass ihm das nicht schaden würde.
Während ich mir die Haare mit einem kratzigen Handtuch trocken rieb, überlegte ich was ich anziehen sollte. Auf der einen Seite wollte ich nicht in Jeans und T-Shirt dort aufkreuzen, auf der anderen wollte ich mir auch nicht overdressed vorkommen.
Da mein Kleiderschrank nicht besonders viel Auswahl zu bieten hatte, entschied ich mich für das einzige Kleid, dass ich besaß. Meine Mutter hatte es mir vor knapp eineinhalb Jahren zu Weihnachten geschenkt und ich hatte es seitdem kein einziges Mal angezogen. Ich war einfach nicht das typische Mädchen, das von morgens bis abends damit beschäftigt war sich zu schminken und deren einziger Lebensinhalt darin bestand einkaufen zu gehen.

Skeptisch schnappte ich mir den Kleiderbügel und hielt mir das Kleid vor den Körper. Eigentlich sah es gar nicht so schlecht aus. Im Brustbereich war es schwarz mit einem breiten hellgrünen Streifen. Weiter unten hatte man es mit wunderschönen Blumen verziert. Nun, es würde für diesen Abend reichen müssen. Mit dem Gedanken, dass es wenigsten nicht allzu teuer gewesen war, warf ich es auf das schmale Bett, dass ich ins Schlafzimmer gezwängt hatte. Zuhause war mein Bett um das doppelte breiter gewesen, doch mehr konnte ich mir während des Studiums nicht leisten.
Ohne weiter daran zu denken, kniete ich mich auf den Boden und öffnete eine der unteren Schränke. Hier hatte ich die dazu passenden Schuhe versteckt. Normalerweise würde ich es nicht einmal im Traum wagen derartige High Heels zu tragen, doch mangels eines Ersatzes mussten sie für diesen Abend genügen. Trotzdem bekam ich alleine beim Anblick der hohen Absätze Blasen an den Füßen. Gedanklich setzte ich auch Pflaster auf die Liste der Dinge, die ich auf die Party mitnehmen wollte. Am liebsten wäre ich in meinen Pyjama geschlüpft und unter meine Bettdecke gekrochen, aber was tat man nicht alles um Freunde zufriedenzustellen?
Es war immer noch merkwürdig für mich in so kurzer Zeit Freunde zu finden. Daher war es auch wichtig für mich, sie nicht gleich in der ersten Woche wieder mit meiner Langeweile zu vertreiben.
Ein Blick auf die Uhr auf meinem Nachttisch verriet mit, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte um mich fertigzumachen. Also schlüpfte ich anstandslos in das Kleidchen, das mir zum Glück noch immer passte. Ich fühlte mich unwohl darin, immerhin war es doch ziemlich kurz für meine Verhältnisse, daher versuchte ich es am Rang etwas tiefer nach unten zu ziehen. Ich versagte kläglich...
Die Schuhe klemmte ich mir unter die Arme, da ich meine Füße jetzt noch nicht mit ihnen quälen wollte. Ich nahm mir vor sie erst in der Nähe des Rockefeller Centers anzuziehen. Bis dahin würden es auch Flip Flops tun, die ich während der Party in meiner Handtasche verstauen würde. Stolz auf meinen Plan ließ ich die High Heels in der Tasche verschwinden. „So, weg mit euch!“
Auch im Schminken war ich nie sonderlich gut gewesen, daher begnügte ich mich mit Wimperntusche, einem Lippenstift und etwas Rouge. Das musste reichen! Die Haare beschloss ich offen zu lassen, doch ich schob mir eine glitzernde Spange hinein, sodass Alice nichts daran aussetzen konnte.

Nachdem ich Batman sein Essen zubereitet hatte, warf ich mir meinen dunklen Mantel um und schlüpfte in meine Flip Flops. Ein kurzer Blick in den Spiegel im Vorzimmer ließ mich innehalten. Zweifelnd betrachtete ich mich von oben bis unten, entschied dann jedoch nicht länger an mir herumzumäkeln. Schließlich versuchte ich nicht irgendjemandem zu gefallen... Ich biss mir auf die Lippen, als meine Gedanken unwillkürlich zu Edward wanderten. Er war ganz und gar nicht mein Typ, warum also konnte ich ihn nicht einfach nur als Freund betrachten?
Kopfschüttelnd verabschiedete ich mich von meinem Kater und verließ die Wohnung, jedoch nicht ohne mich vorher zu versichern, dass ich meinen Pfefferspray eingesteckt hatte. Es war weit nach acht und New York war nicht unbedingt der sicherste Ort für eine junge Frau, die nur in einem kurzen Kleid durch die Straßen lief.
Bevor mich eine Welle des Heimwehs überkam, blickte ich noch einmal auf den Stadtplan, den ich mir bei meinem Umzug besorgt hatte. Obwohl ich nicht viel von New York wusste, war mir bekannt, dass die Gegend um das Rockefeller Center eine der begehrtesten, aber gleichzeitig auch teuersten, war. Ich war generell ein neugieriger Mensch, daher interessierte es mich sehr, wer dort wohnte beziehungsweise wo wir feiern würde. Im Inneren hoffte ich jedoch, dass dieser Abend nicht allzu teuer werden würde und dachte dabei schluckend an mein gähnend leeres Konto.
Es dauerte nicht allzu lange bis ich den Ort gefunden hatte an dem ich mich mit Alice und einigen anderen treffen wollte. Völlig überwältigt von den vielen neuen Eindrücken musste ich erst einmal tief durchatmen. Unzählige Menschen tummelten sich vor dem Gebäude, die allesamt äußerst beschäftigt wirkten. Jedenfalls schien es keinen zu stören, dass ich in der Mitte des Platzes stand und den Weg versperrte.

Da ich jedoch keinen Streit herausfordern wollte, kämpfte ich mich bis zur Hauswand vor und zog mir erst einmal die einschüchternden High Heels über. Kaum hatte ich einige Schritte darin gemacht, wäre ich am liebsten wieder zu meinen bequemen Flip Flops gewechselt, doch diese passten leider keineswegs zu dem Kleid, das ich angezogen hatte.
„Bella! Du bist ja doch gekommen!“ Ich schnappte erschrocken nach Luft, als sich plötzlich zwei Arme um meine Taille schlangen und mich fest an sich drückte. „Ich hatte schon befürchtet, dass du mich hier alleine stehen lässt.“
„Ich hatte dir doch versprochen zu kommen.“, beruhigte ich Alice, während ich mich zu ihr umdrehte. Sie hatte sich ebenfalls sehr schick gemacht. Ihr knallgelbes Kleid, das von einer schwarzen Schleife umschlungen wurde, stand in einem schönen Kontrast zu ihren schwarzen Haare, die sie mit Unmengen an Haarspray in alle Richtungen gestachelt hatte. Im Gegensatz zu mir jedoch, schienen ihr die hohen Schuhe nichts auszumachen.
„Wow, du siehst toll aus. Aber jetzt komm, lass uns keine Zeit verlieren. Die meisten anderen warten bereits ungeduldig, weil sie es kaum noch erwarten können die Wohnung unseres Kollegen zu sehen!“ Da ich in einem solchen Moment keinen Streit vom Zaun brechen wollte, ließ ich mich von ihr kommentarlos mitziehen. Ich hoffte einfach, dass sie wusste in welche Richtung wir gehen musste.
„Ist Edward schon da?“ Eigentlich hatte ich nicht beabsichtigt diese Frage zu stellen, doch beim Anblick der vielen Assistenzärzte, die sich vor dem Rockefeller Center versammelt hatten, musste ich schlucken. So viele fremde Menschen... Großartig... Es war mir trotzdem das Bedürfnis, Alice über den Grund meiner Fragestellung aufzuklären. „Es ist nur so, dass ich ihn überredet habe zu kommen und es könnte natürlich sein, dass er sich verlaufen hat. Immerhin kommt er nicht von hier und New York kann ganz schön groß sein...“ Wieso kam es mir so vor, als würde ich mich um Kopf und Kragen reden?

Alice warf mir einen wissenden Blick zu, ehe sie meine Frage beantwortete: „Keine Sorge, er wartet schon ungeduldig auf dich.“
In diesem Moment konnte ich förmlich spüren, wie mir das heiße Blut in die Wangen schoss. Nur zu gerne hätte ich meine kühlen Hände darauf gedrückt, doch das würde Alice nur zu weiteren peinlichen Aussagen provozieren. „Ach... Wie schön.“, meinte ich daher und versuchte einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen.
Tatsächlich, als Alice und ich bei der Menschentraube angelangt waren, erblickte ich Edward, der ein wenig abseits stand. Mit Freude registrierte ich das saubere, weiße Hemd und die zerknitterte Krawatte, die er sich umgebunden hatte. Obwohl er keine Miene verzog, war es offensichtlich, dass er sich unwohl fühlte. Immer wieder wanderte seine Hand zur Krawatte und fummelte nervös daran herum.
Nachdem ich mich versichert hatte, dass Alice anderweitig beschäftigt war, stöckelte ich vorsichtig zu ihm und stupste ihn mit dem Finger an. „Hi!“, stieß ich aus, als er sich erschrocken umdrehte. „Ich bins nur!“
Augenblicklich veränderte sich sein Gesichtsausdruck von Erschrocken zu Erleichtert. „Endlich! Ich dachte schon ich müsste den ganzen Abend alleine mit Alice verbringen. Sie kann ganz schön anstrengend sein...“ Sein verlegenes Lächeln ließ mein Herz flattern. Erst jetzt schien er meine Erscheinung wirklich wahrzunehmen, denn seine Augen wanderten von meinen Füße, die bereits heftig schmerzten, über mein Kleid, bis zu der Spange in meinem Haar. „Ähm... du siehst... hübsch aus.“
Zum Glück waren meine Wangen bereits rot, sodass es bei seinem Kompliment zu keiner großartigen Veränderung kam. „Da... Danke. Du siehst auch gut aus. Die Krawatte steht dir gut.“
Sofort spannte er sich an und schüttelte den Kopf. „Bitte, du brauchst mir keine Komplimente zu machen. Die Krawatte ist schon uralt. Ich habe sie zu meinem 18. Geburtstag bekommen.“
Obwohl ich ihm gerne widersprochen hätte, erschien plötzlich Alice neben mir und schnappte sich meinen Arm. „Kommt jetzt! Wir wollen los.“ Mit diesen Worten zog sie mich erneut hinter sich her und flüsterte mir in die Ohren: „Er ist ja schon irgendwie süß.“ Als ich sie entsetzt anblickte, fuhr sie fort: „Was denn? Als ob du noch nicht daran gedacht hättest.“

Ich war gelinde gesagt geschockt, als wir alle zusammen vor einem Wohnungsblock stehen blieben. Obwohl ich mich in New York nicht allzu gut auskannte, wusste ich, dass hier zu wohnen eine Menge kostete. Jetzt war ich noch gespannter wer unser Gastgeber war. Wer hatte so viel Geld, dass er sich in dieser Gegend ein Apartment leisten konnte? An den Gesichtern der anderen erkannte ich, dass sie nicht minder neugierig waren. In der Zwischenzeit hatte sich auch Rosalie zu uns gesellt, die sich ebenfalls in Schale geworfen hatte. Ihre hellblonden Haare fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern und der Rotton ihres Kleides schmeichelte ihrem Hautton.

Umso überraschter war ich aber, als wir in der großen Empfangshalle standen und James de Vollidiot um die Ecke kam, mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht, das ich im am liebsten persönlich aus dem Gesicht gewischt hätte, wenn mein Vater nicht bei der Polizei gewesen wäre. Daher entschied ich mich dazu ihm noch eine Chance zu geben und meine Vorurteile vorerst gedanklich wegzupacken.
„Meine lieben Freunde! Wie schön, dass ihr alle gekommen seid!“, begrüßte er uns mit erhobenen Händen. „Darf ich euch gleich weiter in den Festsaal führen?“ Mit einer fließenden Bewegung wies er auf die Flügeltür direkt vor uns, die von zwei Bediensteten geöffnet wurde. „Willkommen in meinem Heim! Fühlt euch bitte ganz wie zuhause!“
„Na aber ganz bestimmt!“, ertönte es hinter mir. Einer der Assistenzärzte aus der Kardiologie stürmte nach vor uns sicherte sich einen guten Platz in der Nähe des Buffets. Damit schien die Party eröffnet, denn auch die restlichen Leute machten sich auf den Weg zur Tanzfläche, die in der Mitte des Raumes freigeräumt worden war.
Geschockt sog ich die Eindrücke in mich auf. Wie konnte ein Mensch nur hier leben? Natürlich war mir klar, dass man sich an so etwas schnell gewöhnen konnte, aber wie konnte man sich derartiges leisten? Die Wände des Wohnzimmers bestanden praktisch nur aus Glasfronten, durch welche man einen gigantischen Blick auf die Hochhäuser New Yorks hatte. Durch die Dunkelheit des Abends, funkelten die Lichter der anderen Gebäude wie Sterne. Außerdem konnte man durch eine Tür, die riesige Dachterrasse betreten, die mit unzähligen Kerzen und Blumen dekoriert worden war. Hier hatte sich anscheinend jemand richtig Mühe gegeben.
„Alice und ich stürzen und jetzt mal in die Menge. Kommt ihr dann nach?“, übertönte Rose die Musik, die mittlerweile lief.
Da ich nicht wusste was ich sagen sollte, nickte ich und hoffte, dass sie dieses Versprechen vergessen würde. Im Tanzen war ich schlicht und ergreifen eine Niete. Anders konnte man das nicht ausdrücken.
Edward, der planlos neben mir stand, rieb sich die Hände. „Möchtest du vielleicht etwas zu trinken?“, fragte er, musste sich dabei aber so nah zu mir lehnen, dass ich seinen Atem an meinem Nacken spürte. Ich schauderte.
„Gern.“, brachte ich heraus und atmete erleichtert aus, als Edward verschwand. Das was gerade mit mir abging, war eindeutig nicht mehr normal. Um mich abzukühlen beschloss ich einen näheren Blick auf die Terrasse zu werfen. Einige der Assistenzärzte hatten sich bereits gemütliche Fleckchen belegt und schienen sich gut zu amüsieren. Um sie nicht zu stören, wandte ich mich ab und stellte mich an den Zaun, sodass ich einen wunderbaren Blick über die Dächer von New York hatte. So sehr ich Phoenix auch vermisste, diese Stadt war einfach einmalig.
„Na, wen haben wir denn da? Meine hübsche Lady hat sich ja ganz fein herausgeputzt.“ Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte gewürgt, als ich James nasale Stimme vernahm. Er lehnte sich so von hinten an mich, dass ich mich kaum rühren konnte. „Habe ich dir heute schon gesagt wie wunderschön du aussiehst?“ Sein Mund war dicht an meinem Ohr und seine linke Hand befand sich in Gefilden, die äußerst gefährlich für seine Gesundheit waren.

Um ihn nicht zu provozieren, wand ich mich geschickt aus seinen Armen und trat einige Schritte beiseite. „Die Party ist wirklich toll. Hast du sie alleine organisiert?“, lenkte ich vom Thema ab, doch er schien gar nicht zu hören was ich sagte.
„Widerspenstig. Ich sagte es ja.“ Ein überlegenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Aber ich habe ebenfalls schon erwähnt, dass ich Herausforderungen liebe.“ Er kam wieder ein Stückchen näher. „Ich bin es gewohnt zu bekommen was ich möchte. Und rate mal, was ich jetzt möchte...“ Den letzten Teil flüsterte er mir zwinkernd zu.
Hilflos suchte ich Alice und Rosalie in der Menge, doch die feierten ausgelassen. Erstere hing mit großen Augen an einem hochgewachsenen blondhaarigen Mann, der sie ebenfalls fasziniert musterte.
„Bella! Hier ist dein Drink!“ Edwards Stimme war fast wie ein Rettungsanker, an den ich mich klammerte.
„Edward! Endlich...“ Um James zu entkommen hakte ich mich bei Edward ein und nahm ihm den Drink aus der Hand. Nervös stürzte ich ihn hinab, während ich beobachtete wie James meinen Begleiter wie ein Geier taxierte.
„Edward. Nun bekommen Sie endlich einen Namen.“ Höflich, wie es ihm beigebracht worden war, hielt er Edward die Hand zur Bergsüßung hin, welcher sie mit Argwohn schüttelte. „Es tut mir leid, wenn ich Sie darum bitten muss. Aber uns ist anscheinend der Rotwein ausgegangen. Wären sie so nett mir den Schlüssel für den Weinkeller bringen, der in meinem Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch gleich links liegt? Ich würde nicht darum bitten, wenn es nicht dringend wäre, aber ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Das verstehen Sie doch.“ Irgendetwas an James Stimme machte mich stutzig. Was hatte er vor?

Ich wollte schon ablehnend den Kopf schütteln, als Edward nickte. Ganz offensichtlich wollte er keinen Streit vom Zaun brechen, wofür er meinen größten Respekt hatte. „Natürlich. Kein Problem. Wenn du mich einen Moment entschuldigst, Bella...“ Damit verschwand er im Wohnzimmer.
„Ich werde dann auch mal nach meinen anderen Gästen schauen. Schließlich kann ich nicht den ganzen Abend mit dir verbringen. So sehr ich mir das auch wünschen würde.“ James tätschelte meine Wange und schlenderte anschließend zurück ins Apartment.
Gedankenverloren wandte ich mich wieder der atemberaubenden Aussicht zu und genoss die kühlen Abendstunden. Es war zwar Mitte September, doch die Temperaturen waren heute überraschend mild. Ich wusste nicht wie lange ich so dort stand, doch auf einmal ertönte eine aufgeregte Stimme aus dem Wohnzimmer.
„DU warst das! Ich wusste es doch schon vorher! Ich rufe die Polizei und die bringen dich dahin wo du hingehörst!“

Sonntag, 19. Juni 2011

Cute Pic of Rob



„Twilight“-Stars Pattinson und Stewart leiden

Ich habe einen Artikel gefunden auf showbiz.de, den ich unbedingt mit euch teilen wollte :)


Robert Pattinson steht derzeit in Toronto für “Cosmopolis” vor der Kamera, während Kristen Stewart in London für “Snow White And The Huntsmen” beruflich eingebunden ist. Wie der Onlinedienst “HollywoodLife” berichtet, leiden beide sehr unter der Entfernung. Eine Quelle sagte dazu: “Rob und Kristen sind es gewohnt, jede Sekunde zusammen zu verbringen, zusammen zu arbeiten und am gleichen Ort zu leben. Nicht zusammen zu sein, ist schwer.”
Derweil kommen immer wieder Trennungsgerüchte auf – allerdings sollen sich Robert Pattinson und Kristen Stewart näher stehen, als je zuvor. Ein Insider sagte nun, die beiden “Twilight”-Stars könnten sich ein Leben ohne einander gar nicht mehr vorstellen. Wie “showbizspy.com” berichtet, sagte die Quelle: “Die beiden sind Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie stehen sich so nahe – sie haben fast schon ihre eigene Sprache. Sie haben das Gefühl, dass sie niemals mit irgendjemand anders zusammen sein könnten. Rob sagt immer, dass Kristen das coolste Mädchen wäre, das er je getroffen hat – er ist ihr total verfallen.”
Robert Pattinson und Kristen Stewart sollen schon seit weit über einem Jahr ein Paar sein. Beide äußern sich nicht zu diesem Thema.

Freitag, 17. Juni 2011

Kapitel 3 von "Take me anywhere but here..."

Time for Sex?

Die nächste halbe Stunde brachten wir damit zu einen geeigneten Ort zu finden um den von unserem Oberarzt verlangten Bericht zu verfassen. Da wir nicht die einzigen Assistenzärzte waren, wurden die Aufenthaltsräume beziehungsweise Bereitschaftsräume sofort belegt. So blieb Edward und mir nur die Wahl zwischen den Toiletten und der Abstellkammer neben der Leichenhalle.
So leid es mir auch tat, wir wählten Letzteres, da ich nur schwerlich eine Männertoilette betreten konnte und Edward umgekehrt natürlich auch nicht. Also schnappten wir uns zwei der Decken auf unbenutzten Patientenbetten und versuchten uns den ungewöhnlichen Arbeitsplatz so gemütlich wie nur möglich einzurichten.
Jetzt heißt es beten, dass uns hier niemand erwischt. Sich in der Leichenhalle einzurichten kommt nicht so gut an, denke ich.“, seufzte ich, während ich die verschiedensten Medizinbücher und die Krankenakte meiner Patientin vor mir ausbreitete. Die Beine hatte ich angezogen, sodass Edward noch genügend Platz blieb um zu arbeiten.

Ich bezweifle, dass uns hier jemand findet. Immerhin haben wir selbst eine halbe Ewigkeit gebraucht um diesen Ort zu finden.“, erwiderte mein Gegenüber gelassen. Im Moment machte er nicht den Eindruck des schüchternen Jungen vom Vortag. Im Gegenteil, er lächelte mich verschmitzt an.
Irritiert erwiderte ich das Lächeln, als mir plötzlich etwas in den Sinn kam. „Ich habe dir noch gar nicht richtig dafür gedankt, dass du mir bei der Visite geholfen hast. Das hättest du nicht zu tun brauchen. Ich wette, dass die meisten anderen mich lieber hätte untergehen sehen.“ So war es doch überall im Leben. Menschen verrieten sich gegenseitig, weil sie Angst hatten jemand könnte besser sein als sie. „Also danke vielmals.“
Edward richtete sich ein wenig auf und sah mir fest in die Augen. Die Entschlossenheit in ihnen sprang mich förmlich an. „Ich bin nicht wie die meisten. Das war ich noch nie und das werde ich vermutlich auch nie sein.“ So etwas wie Traurigkeit flackerte in seinen Augen auf, doch sie war so schnell verschwunden, dass ich dachte ich hätte sie mir eingebildet. „Aber ich habe es gerne getan.“
Nicht wissend was ich darauf erwidern sollte, wandte ich meinen Blick ab. Trotzdem schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf. Wieso verhielt er sich so anders als die Anderen? Auf der anderen Seite war da jedoch noch das T-Shirt, das er bereits zum zweiten Mal trug. War er etwa einer dieser Aufreißer-Typen, die alles vögelten was nicht bei drei auf dem Baum war? Vielleicht hatte er nach einer durchzechten Nacht keine Zeit mehr gehabt nachhause zu fahren um seine Kleidung zu wechseln.

Kritisch, aber möglichst unauffällig betrachtete ich ihn von Kopf bis Fuß. Er sah gut aus, das ließ sich nicht abstreiten und er würde bei den Frauen sicher gut ankommen. Dennoch zögerte ich ihn in eine Schublade zu stecken. Irgendetwas an ihm verriet mir, dass er tatsächlich anders war als die anderen Männer in meinem Umfeld.
Da ich die beruhigende Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte, nicht zerstören wollte, tat ich mein Bestes um mich erneut auf meinen Bericht zu konzentrieren. Durch die angenehme Atmosphäre gelang mir dies auch recht gut, denn in der nächsten Stunde hatte ich bereits eine Gliederung des Aufsatzes aufgestellt, die benötigten Informationen herausgesucht und musste sie nur noch in einem angemessenen Text zusammenfassen.
Obwohl ich bereits auf meiner Universität mit Arbeiten dieser Art konfrontiert worden bin, fiel es mir um Einiges schwerer die passenden Worte zu finden. Immer wieder glitt mein Blick zu Edward, der konzentriert die Stirn in Falten gelegt hatte. Da dies ein Makel war, das meine Freunde auch bei mir immer wieder festgestellt hatten, konnte ich ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Wieso lachst du? Habe ich irgendetwas an mir hängen oder so?“ Edwards verwirrte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Unbewusst strich er sich dabei durch seine ohnehin schon zerzauste Haare, nur um sie im Moment darauf gleich wieder glattzustreichen. Hatte ich jemals solch eine ungewöhnliche Haarfarbe gesehen? Selbst im fahlen Licht der Abstellkammer glänzten sie in einem sanften Bronzeton.
Ähm... nur so. Lange Geschichte.“ Im Moment lag mir nichts ferner, als über mich zu reden. Viel besser hätte es mir gefallen ein bisschen mehr über ihn zu erfahren. Wie wohnte er? Wo war er aufgewachsen? Hatte er Geschwister? Nur zu gerne hätte ich ihn mit diesen Fragen durchlöchert, doch ich wollte nichts überstürzen, daher begann ich mit einem unverfänglichem Thema. „Wie findest du eigentlich das Wetter?“ Ich biss mir auf die Zunge um nicht lauthals loszulachen. Ernsthaft? Ich stellte ihm eine Frage über das Wetter? Gab es denn ein uninteressanteres Thema?
Wie ich erwartet hatte, runzelte er verwundert die Stirn. Es dauerte eine Weile bis er antwortete, doch in seiner Stimme war kein Fünkchen Unglauben zu hören. „Eigentlich bin ich eher der Sommer-Typ. Regen ist nicht so mein Fall, aber hier in New York kann man dem wohl kaum entfliehen.“ Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Das haben wir ja gestern gesehen.“

Da er nicht genervt von meinen Fragen schien, beschloss ich ein Stückchen weiter zu gehen. „Also bist du im Süden aufgewachsen?“ Als ich sah, dass er sich anspannte, fuhr ich hastig fort. „Du musst mir nichts über dich erzählen, wenn dir das unangenehm ist. Immerhin kennen wir uns noch nicht allzu lange, also...“ Ich verstummte ohne zu wissen, ob er darauf eingehen würde.
Gegen meine Erwartung wies er mich nicht ab. „Nein, nein, schon gut. Ich... ich rede nur nicht gerne über meine Kindheit. Aber du hast Recht. Ich komme aus Louisiana.“
Überrascht hob ich eine meiner Brauen. „Louisiana? Das hätte ich nicht erwartet. Und hast du Geschwister?“ Es war offensichtlich, dass ihm meine Fragerei unangenehm war, doch ich wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. Irgendwie fing ich an ihn zu mögen. „Wie gesagt, wenn ich dir auf die Nerven gehe, dann sag es. Ich werde auch nicht beleidigt sein.“
Ich... ich habe eine kleine Schwester... Ruby. Sie ist vor Kurzem sechs geworden und ist ein totaler Sonnenschein.“ Das Lächeln, das unbewusst auf seinem Gesicht erschien, machte ihn noch um Einiges attraktiver, als er so schon war. „Obwohl ich noch zuhause wohne, kann ich in letzter Zeit nicht viel mit ihr unternehmen. Das Krankenhaus nimmt einfach zu viel Zeit ein.“ Die Traurigkeit in seiner Stimme war deutlich herauszuhören.

Ich stieß sein Knie an um ihn aufzuheitern. „Ich kann mir vorstellen, dass das schwer sein muss.“, seufzte ich. „Ich habe mir auch immer Geschwister gewünscht, aber irgendwie kam es nie dazu. Meine Eltern haben sich zuvor scheiden lassen und meine Mutter hat mit ihrem neuen Freund nie ein Kind bekommen.“ Normalerweise erzählte ich niemandem davon, aber auf irgendeine Art und Weise berührte er mich. „Ich war immer neidisch auf die Kinder, die Geschwister hatten. Das Leben ist bestimmt um so viel schöner und bunter, wenn man in einer großen Familie aufgewachsen ist.“
Edward neigte verstehend den Kopf und legte seinen Bericht, der übrigens beinahe fertig war, beiseite. „Nun, aufgewachsen bin ich nicht wirklich mit meiner Schwester. Dadurch, dass sie so spät geboren wurde, war ich aus der gröbsten Kindheit bereits wieder heraus. Ich bin also eher eine Art Vaterfigur für sie.“ Als hätte er damit zu viel gesagt, fuhr er sich mit der Hand über den Mund und winkte ab. „Aber wir reden so viel über mich. Was ist mit dir? Wo bist du zur Universität gegangen?“
Obwohl ich bemerkte, dass er nur vom Thema ablenken wollte, sprach ich ihn nicht darauf an. Stattdessen ging ich auf seine Frage ein. „Ich habe seit ich ein kleines Kind war in Phoenix gewohnt. Für die Medizin habe ich mich eigentlich schon immer interessiert, daher lag es nicht fern Ärztin zu werden. Mein Vater hat mich also nach Yale geschickt.“
Edward schien beeindruckt, als er hörte, dass ich nach Yale gegangen war. Nun, es war auch etwas auf was ich stolz sein konnte, trotzdem war ich dabei nicht so fanatisch wie mein Vater, der es jedem erzählte, der es wagte ihm in die Augen zu sehen.

Erschrocken zuckten wir beide zusammen, als sich plötzlich die Tür der Abstellkammer öffnete und ein erleichtertes „Ah“ ertönte, kurz gefolgt von: „Hier steckt ihr also! Ich suche euch schon eine Ewigkeit.“ Da ich erwartet hatte, dass uns einer der Oberärzte erwischt hätte, atmete ich erleichtert auf, als ich erkannte, dass es sich bei der Person um Alice handelte.
Diese stand freudig strahlend über uns und blickte erwartungsvoll auf uns herab, ehe sie sich in die enge Kammer zwängte und uns somit den ohnehin schon begrenzten Raum wegnahm.
Ohne mich zu beschweren rückte ich beiseite, sodass ich meine Beine dich an Edwards Oberkörper drücken musste. Entschuldigend lächelte ich ihn an, doch er schien sich nicht sonderlich unwohl dabei zu fühlen.
Alice, die sich in der Zwischenzeit neben mir gemütlich gemacht hatte, zog ihr Stethoskop vom Nacken, während sie mit der freien Hand die Tür zufallen ließ. „Rose hat mit erzählt, dass ihr zusammen verschwunden seid. Eigentlich habe ich euch nur gesucht, weil einer der Assistenzärzte eine kleine Willkommensfeier veranstaltet. Wir treffen uns alle morgen Abend nach der Arbeit beim Rockefeller Center und machen so richtig Party!“ Sie klatschte aufgeregt in die Hände und stieß mir anschließend sanft mit dem Ellbogen zwischen die Rippen. „Und? Was sagt ihr? Können wir auf euch zählen?“
Automatisch wanderte mein Blick zu Edward, der sich nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen schien. Anscheinend war er kein Typ, der von einer Party zur nächsten zog. Irgendwie beruhigte mich das. Auf der anderen Seite wollte ich nicht gleich in der ersten Woche als Spielverderberin dastehen, diesen Ruf musste ich in der High School lange genug ertragen. Trotzdem wollte ich nicht ohne Edward dorthin gehen. „Was sagst du dazu?“, fragte ich ihn abwartend.
Er schien mit sich selbst zu ringen. „Ich weiß nicht... wir haben doch am nächsten Tag Dienst...“, warf er ein.

Ach, kommt schon! Das wird lustig. Ich bin mir sicher, dass es nicht allzu lange dauern wird. Außerdem ist es nur ein Abend!“, versuchte Alice uns weiter zu überreden. Ihr schien offensichtlich viel daran zu liegen, dass wir mitkamen.
Ich denke einen Abend kann ich erübrigen.“, lenkte Edward schließlich ein, doch ich bemerkte sehr wohl, dass er mit dieser Entscheidung alles andere als glücklich war.
Alice schien das jedoch nicht zu stören. Sie kämpfte sich grinsend auf die Beine und wippte anschließend von ihren Fußballen zu den Zehenspitzen. „Ich bin mir sicher, dass es euch gefallen wird. Aber jetzt muss ich wieder los. Mein Patient wartet auf mich.“ Sie zwinkerte uns ein letztes Mal zu ehe sie die Abstellkammer verließ und die Tür hinter sich schloss. Augenblicklich kehrte wieder die Ruhe, die ich vorhin so genossen hatte, ein.
Ist sie immer so überzeugend?“ Edward schien immer noch vollkommen perplex über ihr Auftreten zu sein.
Da ich Alice erst einen Tag zuvor kennengelernt hatte, konnte ich ihm diese Frage nicht beantworten. Daher zuckte ich mit den Schultern und begann die Medizinbücher, die ich vor mir ausgebreitet hatte, zu einem Turm zu stapeln. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber so schlimm wird es schon nicht werden. Immerhin können wir jederzeit abhauen, wenn es uns zu langweilig wird.“ Obwohl ich nicht beabsichtigt hatte im Plural zu sprechen, wollte ich Gesagtes auch nicht mehr zurücknehmen. Wenn es auch komisch klang, ich mochte Edward. Ich fühlte mich auf undefinierbare Weise zu ihm hingezogen und das, obwohl ich ihn vor ein paar Tagen noch gar nicht gekannt hatte. War es verwerflich mir zu wünschen mehr Zeit mit ihm zu verbringen?

Stimmt.“ Auch er schien bemerkt zu haben, dass ich von „uns“ gesprochen hatte, denn er wagte es nicht mir in die Augen zu sehen.
Auch ich wollte und konnte in dieser angespannten Situation nicht mehr weiterarbeiten, daher beschloss ich den Bericht zuhause fertigzustellen und packte meine Sachen zusammen.
Gemeinsam verließen wir die Leichenhalle und machten uns auf den Weg nach oben. Dort hatten sich bereits einige Assistenzärzte wieder eingefunden, die auf die Oberärzte warteten. Die meisten von ihnen hatten die halb fertigen Berichte unter ihren Arm geklemmt. Ich war erleichtert zu sehen, dass ich nicht die Einzige war, die erst am Anfang des Textes stand, trotzdem verabschiedetet ich mich gedanklich von dem entspannten Abend, den ich eigentlich hatte verbringen wollen. Stattdessen würde ich wohl arbeiten müssen. Nun gut, das war mir von Anfang an klar gewesen.
Erst als Dr. McCarty sich der Gruppe der Neurochirurgie näherte, kam Leben in die Truppe. Allesamt gingen einen Schritt auf ihn zu und erwarteten gespannt was nun folgen würde.
So, die Zeit ist um. Ich hoffe, dass ihr sie gut habt nützen können und die Berichte nicht komplett nach der Arbeit fertigstellen müsst.“ Sein zweifelnder Blick jedoch verriet, dass er genau wusste, wie es um die Hausaufgabe stand. „Weiter im Text. Da ich nicht für das gesamte nächste Jahr euren Babysitter spielen kann und werde, werdet ihr wohl oder übel selbst auf die euch zugeteilten Patienten Acht geben müssen.“ Als Mike seinen Mund öffnete, hob Dr. McCarty seinen Arm um ihn zum Schweigen zu bringen. „Das bedeutet allerdings nicht, dass ihr irgendwelche Medikamente verabreichen dürft – und besonders nicht du.“ Den letzten Teil sagte er an Mike gewandt. „Sollte euer Patient kurz vor dem Sterben stehen, ruft ihr mich augenblicklich, habt ihr das verstanden?“ Wir nickten folgsam. „Gut, dann kann es ja losgehen. Viel Erfolg.“

Rose, die sich mir unauffällig genähert hatte, zischte an mir vorbei, direkt in Richtung Oberarzt. Belustigt presste ich eine Hand auf den Mund um nicht laut loszulachen. Es schien sie ja wirklich erwischt zu haben.
Da um mich herum plötzlich alle auseinanderstoben, beschloss auch ich mich auf die Suche nach meiner Patientin zu begeben. Aufgrund der Tatsache, dass wir am Morgen die Visite gehabt haben, wusste ich natürlich wo sich das Zimmer dieser befand. Mit pochendem Herzen betrat ich den Raum, nicht ohne vorher anzuklopfen. Immerhin versuchten wir auch im Krankenhaus noch eine gewisse Form von Privatsphäre einzuhalten.
Guten Tag, Mrs. Conelly!“, begrüßte ich die schon etwas ältere Dame, als ich vor ihr stand. Sie nickte mir freundlich lächelnd zu. „Sie haben mich bereits heute Morgen bei der Visite kennengelernt, doch ich wollte mich noch einmal in aller Form bei Ihnen vorstellen. Mein Name ist Isabella Swan und ich bin ihre behandelnde Assistenzärztin.“ Nicht-behandelnde Assistenzärztin traf es wohl besser, wenn ich an die Warnung dachte, die Dr. McCarty einige Minuten zuvor noch ausgesprochen hatte. „Sollte Sie Fragen bezüglich Ihrer bevorstehenden OP haben, erkläre ich mich gerne dazu bereit sie zu beantworten.“ Gedanklich klopfte ich mir selbst auf die Schultern, da ich es geschafft hatte, trotz Nervosität, eine anständige Begrüßung hervorzubringen.
Mrs. Conelly winkte lachend ab und klopfte auf den Stuhl, der neben ihrem Krankenbett stand. „Ach, Kindchen! Ich bin vierundachtzig. Da hat man schon so einige Erfahrungen in Krankenhäusern gesammelt. Fragen habe ich also keine. Aber es würde mich trotzdem freuen, wenn Sie sich ein wenig zu mir setzen würden. Gegen die Langeweile kann man hier ja doch nicht zu viel tun.“

Da ich ihre nette Bitte nicht ausschlagen wollte, kam ich ihrem Wunsch nach und setzte mich. Unsicher was ich jetzt tun sollte, blätterte ich ein wenig in ihrer Krankenakte, als sie mir mit der Hand vor den Augen herumwedelte. „Sie brauchen doch nicht so nervös zu sein. Legen Sie dieses Ding weg...“ Ohne auf meine Zustimmung zu warten, nahm sie mir die Akte aus den Händen und legte sie auf dem Nachttisch ab. „So und nun reden wir ein bisschen.“
Und über was?“, fragte ich verlegen nach. Gerade in solchen Situationen kam die schüchterne Bella wieder hervor, obwohl ich sie eigentlich bis in mein tiefstes Inneres verbannt hatte. Auch konnte ich spüren wie mir das heiße Blut in die Wangen schoss. Trotzdem hatte sie seltsamerweise die Gabe mir die Nervosität zu nehmen, denn meine Hände, die bis eben noch wild gezittert hatten, waren nun total ruhig.
Mrs. Conelly zuckte mit den Schultern. „Ach, ich weiß nicht. Sie haben doch gerade mit ihrer Assistenzarztzeit begonnen, oder nicht? Das muss ja sehr spannend sein. Ich persönlich habe mich als junges Mädchen auch sehr für die Medizin interessiert, doch ich war nie schlau genug dafür. Gerade deshalb bewundere ich jeden Menschen, der dieses Wagnis auf sich nimmt.“ Sie tätschelte mir großmütterlich die Hand. „Und nun sag mal. Gibt es irgendwelche jungen, knackigen Kollegen?“

Wenn ich in diesem Moment etwas getrunken hätte, wäre es nun wieder in hohen Bogen aus meinem Mund gespritzt. Sie war vierundachtzig! Interessierte man sich in diesem Alter noch für Männer? „Ähm... wie jetzt?“
Sie lachte, als sie meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Kindchen, ich rede von heißen Männern. Habt ihr Assistenzärzte denn keine Zeit für Sex?“
Welche Antwort gab man auf so eine Frage. Mrs. Conelly hätte genauso gut meine Großmutter sein können! Des Weiteren gab es tatsächlich niemanden in meinem Leben, der mir momentan so nahe kam. Außerdem hatte sie vollkommen Recht. Ich hatte gar keine Zeit für so etwas. Doch so sehr ich mir dies auch einredete, immer wieder tauchte eine bekannte Person vor meinem inneren Auge auf...